Spurgeon schrieb einmal: „In der ganzen heiligen Liedersammlung gibt es keinen tröstlicheren Psalm als diesen“. Er beschrieb, dass dieser Psalm vor allem in Zeiten von Epidemien, Pandemien oder Krieg ein großer Trost sein kann.1 Wenn wir uns umschauen, merken wir: All das ist heute ziemlich gegenwärtig. Ein guter Grund also sich diesen Psalm einmal genauer anzuschauen und zu entdecken, warum wir auch in schweren Zeiten auf Gott vertrauen können.
Medizin für deine Seele: Worum geht es in Psalm 91
Psalm 91 ist ein Vertrauenspsalm und eine Art himmlisches Medikament für unsere Seele. Auch, wenn kein Verfasser über dem Psalm steht, stammt er sehr wahrscheinlich von Mose. Dafür spricht beispielsweise, dass mehrere Redewendungen und auch verschiedene Ausdrücke an 5. Mose 32 (Deut. 32) erinnern.2,3
Ein Psalm zuvor, in Psalm 90 (Ps. 90), bat Mose Gott um ein weises Herz (Ps. 90:12). Hier können wir eine Antwort auf dieses Gebet finden. Denn:
Ein weises Herz vertraut auf Gott. Klicken, um zu twitternAufteilen lässt sich Psalm 91 in drei Teile.
Zu Beginn sehen wir, dass die Gläubigen bei Gott Zuflucht finden. Diese Sicherheit liegt in Gottes Fürsorge und in seinem Wesen begründet. Danach erfahren wir, wovor uns Gott beschützt. Und am Ende des Psalms spricht Gott selber. Hier finden wir acht Zusagen und Verheißungen, in der wir seine Liebe und seinen Schutz erkennen können.
Bevor wir uns die einzelnen Verse genauer anschauen, kannst du dir Psalm 91 vorher im Ganzen durchlesen:
Psalm 91 (ELB)
1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen.
2 Ich sage zum HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, ich vertraue auf ihn!
3 Denn er rettet dich von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest.
4 Mit seinen Schwingen deckt er dich, und du birgst dich unter seinen Flügeln. Schild und Schutzwehr ist seine Treue.
5 Du fürchtest dich nicht vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tag fliegt,
6 vor der Pest, die im Finstern umgeht, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet.
7 Tausend fallen an deiner Seite, zehntausend an deiner Rechten – dich erreicht es nicht.
8 Nur schaust du es mit deinen Augen, und du siehst die Vergeltung an den Gottlosen.
9 Denn du ⟨hast gesagt⟩: »Der HERR ist meine Zuflucht!«; du hast den Höchsten zu deiner Wohnung gesetzt;
10 so begegnet dir kein Unglück, und keine Plage naht deinem Zelt.
11 Denn er bietet seine Engel für dich auf, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen.
12 Auf den Händen tragen sie dich, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.
13 Auf Löwen und Vipern trittst du, Junglöwen und Schlangen trittst du nieder.
14 »Weil er an mir hängt, will ich ihn retten. Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen kennt.
15 Er ruft mich an, und ich antworte ihm. Ich bin bei ihm in der Not. Ich befreie ihn und bringe ihn zu Ehren.
16 Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn meine Rettung schauen.«
Mein Gott, auf den ich vertraue
1 Wer im Schutz [oder: Versteck] des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen.
2 Ich sage [oder: der sage] zum HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, ich vertraue auf ihn!
Zu Beginn des Psalms wird deutlich, dass die Segnungen, die in Psalm 91 verheißen werden, für diejenigen gelten, die „im Schutz des Höchsten wohnen“. Die Verben wohnen und bleiben zeigen hier, dass es nicht darum geht, nur kurz bei Gott vorbei zu schauen (z. B. wenn es einem schlecht geht), sondern, dass man sein Leben mit Gott in Gemeinschaft lebt. Gemeint sind also Menschen, die bei Gott ihre Heimat gefunden haben und ihr Vertrauen auf ihn setzen. Diese Zuflucht und Burg finden wir, wenn wir Gottes Liebe in Jesus erkennen.
Dieser Schutz (oder auch Versteck), den Gott uns bietet, ist ein geheimer Ort, den der Feind nicht kennt. Ein Ort, in dem wir Gottes Geborgenheit erfahren können. Ein Ort, an dem der „Höchste und Allmächtige“ uns bewahrt – denn als Höchsten und Allmächtigen kann ihn nichts und niemand überwältigen. Er steht über Allem.
Wenn wir bei ihm wohnen, bleiben wir außerdem in seinem Schatten. Schatten wird in der Bibel häufig als Synonym für Schutz und Fürsorge verwendet. Als Beispiel kann man sich hier die glühende Sommerhitze vorstellen, vor der man im Schatten Schutz findet (Isa. 4:6, Isa. 25:3-5, Isa. 32:2).
Was außerdem deutlich wird: Es reicht nicht nur unsere Zuflucht bei Gott zu suchen, sondern es ist wichtig, dass wir das auch bekennen. Als Gläubige wissen wir zwar, dass Gott uns beschützt, aber es nochmal auszusprechen, zeigt noch deutlicher, dass wir unser Vertrauen auf ihn setzen. Dieses Prinzip finden wir auch im Neuen Testament, wo es heißt:
Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Römer 10,9 (SCHL)
Mein Gott, der mich beschützt
Während es in Psalm 90 (Ps. 90) um die Schwierigkeiten des Lebens geht, behandelt dieser Psalm die Gefahren des Lebens. Wir alle wissen, dass es in dieser Welt sehr viele verschiedene Gefahren gibt, aber als Gläubige können wir uns sicher sein, dass Gott alles in der Hand hat. Wie Gott uns beschützt, wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen, das können wir in den Versen 3-13 lesen.
Gott rettet von der Schlinge des Vogelstellers und der Pest
3 Denn er rettet dich von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest.
Vogelsteller (oder auch Vogelfänger) haben verschiedene Vögel u. a. mit Netzen gefangen, indem sie sie mit verschiedenen Tricks angelockt und ihnen Fallen gestellt haben. Die Vögel konnten selber nur schwer und mit (oft schwerwiegenden) Verletzungen, meistens sogar gar nicht alleine, entkommen. Auch uns können heute verschiedene Fallen gestellt werden – sei es von Menschen oder durch den Teufel (Eph. 6:11-12).
Im Gegensatz zu der Falle des Vogelstellers, die Einzelne betrifft, wird auch beschrieben, dass Gott uns vor der „Pest“ rettet. Die Pest, oder jede andere Krankheit, Epidemie oder Pandemie, kann plötzlich auftreten und ist eine Gefahr für Viele.
Es ist also egal, ob die Gefahr nur den Einzelnen betrifft oder Viele. Bei Gott können wir Schutz suchen. Und wenn es seinem Willen entspricht, dann wird er uns davor bewahren. Unsere Gebete können hier viel bewirken und Gott sogar umstimmen (2 Ki. 20).
Wenn du selber entdecken möchtest, wie Gott auf deine Gebete antwortet, dann schau dir doch mal die Gebets- und Dankbarkeitschallenge an, die ich für dich vorbereitet habe.
Unter Gottes Flügeln können wir uns bergen
4 Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und unter seinen Flügeln wirst du dich bergen; seine Treue ist Schirm und Schild.
Interessant ist, dass wir in Vers 4 bei dem Bild der Vögel bleiben. Während es eben noch um die Gefahren für schutzlose Vögel ging, finden wir jetzt das Bild eines Vogels (eigentlich sogar das einer Vogelmutter), das seine Kinder beschützt. Deutlich wird das durch die Worte Fittiche und Flügel.
Du kennst doch bestimmt die Redewendung: „Jemanden unter seine Fittiche nehmen“.
Fittiche ist dabei ein anderes Wort für Flügel und in diesem Psalm wird es als bildliche Darstellung des Schutzes gewählt. Genauer sogar als der Schutz, den eine Henne ihren Küken zukommen lässt (vgl. Matt. 23:37).
Wir finden hier also ein sehr gefühlvolles Bild:
So wie eine Vogelmutter auf ihre Kinder aufpasst, so passt Gott, unser Vater, auf uns auf.
Auch das Wort Flügel wird in der Bibel immer wieder als Bild für Schutz genommen. In diesem Vers lesen wir die wunderbare Beschreibung: „Unter seinen Flügeln wirst du dich bergen“. Das heißt, hier finden wir Schutz, Fürsorge, Sicherheit, Wärme und Geborgenheit.
Neben dieser zärtlichen Beschreibung finden wir darüber hinaus auch die Zusicherung von Gottes Stärke und Treue.
Wenn Gott uns beschützt, dann müssen wir keine Angst haben, dass er dabei verletzt werden könnte und wir dem Feind oder der Gefahr dann schutzlos ausgeliefert sind. Gott ist unverwundbar. Er fängt alle Angriffe ab wie ein Schild und beschützt uns von allen Seiten (Isa. 25:4).
Gleichzeitig wird uns nochmal zugesichert, dass Gott treu ist. Nur er kann uns echte Sicherheit schenken. Er hält sein Wort und darauf können wir vertrauen.
Gott bewahrt uns zu jeder Zeit – egal ob bei Tag oder bei Nacht
5 Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der bei Tag fliegt,
6 vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag verderbt.
Gefahren können sowohl tagsüber als auch nachts kommen. Als Beispiel wird hier ein Pfeil benannt, der am Tage geschossen wird. So ein Pfeil ist ein tödliches Geschoss, vielleicht kann man es noch kommen sehen, aber er fliegt so schnell, dass es schwer wird zu entkommen. Vielleicht sehen wir ihn aber auch gar nicht. Wer ihn jedoch sehen kann und das zu jedem Moment, ist Gott. Und er kann auch den Weg des Pfeiles lenken.
So ein Pfeil kann jedoch auch metaphorisch gemeint sein. So nutzen einige das Wort „Giftpfeil“ als Synonym für Wörter wie provozieren, angreifen, necken oder reizen. Wenn wir uns bei Gott bergen, brauchen wir allerdings keine Angst vor ihrem Gift zu haben.
Im Gegensatz zum Tag kann man in der Nacht Gefahren noch schwerer sehen. Dazu kommen andere Probleme, die vor allem nachts sichtbar werden. Ängste, Sorgen, Albträume. Finsternis kann so viel beinhalten. Auch die Finsternis unserer Seele, wenn wir beispielsweise dunkle Stunden erleben.
Im Zusammenhang mit diesem Psalm lohnt es sich aber näher auf das Thema Angst zu sprechen zu kommen. Denn die Pest, wie in dem Vers beschrieben, ist auch verbunden mit Angst. Angst vor der Pest an sich. Angst davor krank zu werden. Angst davor, was passieren könnte, wenn man krank wird. Angst, was Andere von einem denken, wenn man krank wird. Angst vor der Angst selbst. So viele Ängste können in solchen Momenten hervorkommen und diese Ängste sind oft schlimmer als die Pest selber.
Spurgeon schrieb einmal:
„Indem der Glaube das Herz ruhig macht und heiter stimmt, hält er es von der Furcht frei, die in Zeiten der Seuche mehr Leute umbringt als die Pestilenz an sich.“ 4
Deswegen sollten wir in solchen Momenten versuchen mit Gott über unsere Ängste zu sprechen und ihm zu vertrauen, denn wie diese letzten Verse zeigen: Gott beschützt uns zu allen Tageszeiten, egal ob bei Nacht oder bei Tag. Und im Gegensatz zu uns, kann er alle möglichen Angriffe im Voraus sehen. Er kann uns also auch davor bewahren. Er kann den Einzelnen retten, aber auch Viele. Er beschützt uns von allen Seiten und ist immer für uns da.
Wenn du auch mutig voranschreiten möchtest, schau dir doch mal den Artikel zum „Bibelverse gegen die Angst“ an.
In Vers 6 wird außerdem von einer Seuche gesprochen. Diese kann beispielsweise auch Irrlehren oder den geistigen Abfall meinen. Auch davon können Menschen durchseucht werden. Spurgeon schrieb dazu.
„Überall um ihn her, sieht [der Mann, der mit Gott in enger Gemeinschaft steht] viele, die dem Bekenntnisse nach zu den Frommen zählen, von der Seuche ergriffen, die Kirche ist verwüstet, das christliche Leben selbst ist verfallen; aber an eben dem Ort, zu eben der Zeit steht der echte Gläubige in jugendfrischer Kraft da und weiß nichts von Siechtum.“5
Wenn wir unseren Schutz also bei Gott suchen und in Gemeinschaft mit ihm leben, werden wir uns nicht davon anstecken lassen. Auch dort, wo viele Lügen sind, wird die Wahrheit somit nicht verloren gehen.
7 Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen;
8 ja, mit eigenen Augen wirst du es sehen, und zuschauen, wie den Gottlosen vergolten wird.
Hier steht, dass wir mit eigenen Augen sehen werden, was in der Welt passiert. Gerade in solchen Zeiten, sollten wir versuchen unser Vertrauen in Gott zu setzen. Lasst uns demütig werden, lasst uns dankbar sein, lasst unser Herz weich werden und lasst uns Gott anbeten.
Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: Das bedeutet nicht automatisch, dass uns nichts passieren wird. Manchmal hat Gott einen anderen Plan für unser Leben. Vielleicht damit wir etwas lernen, vielleicht auch aus anderen Gründen. In jedem Fall kann Gott uns real beschützen, aber auch, wenn das nicht sein Wille ist, dann wissen wir, dass wir auch in der Ewigkeit bei ihm wohnen werden. Dort, wo es kein Leid, keine Angst und keine Sorgen mehr gibt. Denn Gott hält seine Versprechen, er ist treu und sein Wort ist Wahrheit.
Gott ist unsere Zuversicht und Zuflucht
9 Denn du [sprichst]: Der HERR ist meine Zuversicht! Den Höchsten hast du zu deiner Zuflucht gemacht;
10 kein Unglück wird dir zustoßen und keine Plage zu deinem Zelt sich nahen.
Persönliches Erlebnis von Spurgeon zu Psalm 91,9
„Im Jahr 1854, als ich noch kaum ein Jahr in London war, wurde die Gegend, in welcher ich wirkte, von der asiatischen Cholera heimgesucht, und meine Gemeinde litt schwer unter der verheerenden Seuche. Eine Familie nach der anderen rief mich an das Lager der von der schrecklichen Krankheit ergriffenen, und beinahe jeden Tag hatte ich an einem Grab zu stehen. Mit jugendlichem Eifer gab ich mich dem Besuchen der Kranken hin, und aus allen Teilen des Stadtbezirkes sandten Leute jeden Standes und Religionsbekenntnisses nach mir. Nach und nach aber wurde ich müde und matt an Leib und Seele.
Meine Freunde schienen einer nach dem andern dahin zu sinken, und ich fühlte oder bildete mir ein, dass auch ich im Begriff war zu erkranken, wie so viele um mich her. Noch ein wenig mehr an Arbeit und Leiden hätte mich dahingestreckt wie die Übrigen. Meine Last wurde mir zu schwer, als dass ich sie noch länger hätte tragen können; ich war ganz nahe daran ihr zu unterliegen.
Da fügte es Gott eines Tages, als ich traurigen Herzens von einer Beerdigung heimkehrte, dass mein Blick auf ein Blatt Papier fiel, das an dem Fenster eines Schuhmacherladens in der Doverstraße befestigt war. Die Neugierde trieb mich, zu sehen, was darauf geschrieben stehe, denn es sah nicht aus wie eine Geschäftsanzeige, die es auch in der Tat nicht war. Vielmehr stand in fester, deutlicher Handschrift darauf zu lesen: Der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen. Diese Worte schlugen bei mir ein. Ich konnte sie mir sogleich im Glauben aneignen und fühlte mich reich erquickt und völlig sicher, ja mit Unsterblichkeit gegürtet. Ich konnte mit ruhigem Gemüt fortfahren, die Sterbenden zu besuchen.
Ich fühlte keine Furcht mehr und erlitt auch keinen gesundheitlichen Schaden. Dankerfüllten Herzens preise ich das Walten der göttlichen Vorsehung, durch welche jener Geschäftsmann veranlasst wurde, die Bibelworte an seinem Fenster anzubringen, und bei der Erinnerung an die wunderbare Wirkung, welche sie auf mein Gemüt hatten, bete ich den Herrn, meinen Gott, an.“6
In Vers 9 heißt es „Denn du [sprichst]: Der HERR ist meine Zuversicht! Den Höchsten hast du zu deiner Zuflucht gemacht“. Wir machen Gott zu unserer Zuversicht und Zuflucht. Es ist unsere freie Entscheidung. Aber, wenn wir das machen, können wir nicht nur wissen, sondern auch erfahren, dass er genau das auch ist.
Zum Nachdenken: Hast du Gott schon zu deiner Zuflucht gemacht? Und möchtest du das überhaupt (weiterhin)?
In Vers 10 steht außerdem, dass sich keine Plage unserem „Zelt“ nahen wird. Zelt könnte hier beispielsweise dafür stehen, dass selbst, wenn wir so viel Vertrauen in Gott haben, dass die Wohnung, zu der wir Gott gemacht haben, ein riesiges Schloss wäre, er uns genauso beschützt, wie wenn unser Vertrauen noch so klein und wackelig wie ein Zelt wäre. Andererseits könnte das Zelt aber auch ein Bild für die Familie sein.
Gott behütet uns vor physischen und geistigen Gefahren
11 Denn er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
12 Auf den Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.
13 Auf den Löwen und die Otter wirst du den Fuß setzen, wirst den Junglöwen und den Drachen [oder Schlangen] zertreten.
Früher waren Reisen alleine und ohne Schutz sehr gefährlich. Wie aus dem Nichts konnten Diebe oder wilde Tiere auftauchen. Schnell konnte man sich auch mal verlaufen und dann auf gefährliche Wege kommen. Deswegen war es sicherer, wenn Menschen dabei waren, die einen beschützen konnten.
Auch wir sind auf einer Reise und der Weg ist nicht immer einfach. Aber Gott sichert uns zu, dass er uns beschützt und auch seine Engel beauftragt hat, auf uns aufzupassen.
In Vers 13 finden wir einige dieser gefährlichen Tiere, denen man auf Reisen begegnen konnte. Die Tiere, die hier benannt sind, können aber auch symbolisch verstanden werden. Gerade, die hier genannten werden in der Bibel des Öfteren mit dem Teufel in Verbindung gebracht. So beispielsweise die Otter. Das Wort pether, das hier genutzt wird, steht sehr wahrscheinlich für die Ägyptische Kobra (auch Uräusschlange genannt). Ein Merkmal von ihr ist, dass sie ihr tödlich wirkendes Gift über große Distanzen spucken kann.7 Auch ihr Gift wird in der Bibel symbolisch für böse Menschen oder den Teufel verwendet (Ro. 3:10-20, Deut. 32:33).
Das Bild des Löwen steht für Stärke. Kein Wunder, dass er auch als Held unter den Tieren bezeichnet wird (Pro. 30:30). In diesem Fall ist allerdings eher der Vergleich zu 1. Petrus 5,8 gemeint, wo es heißt:
„Seid nüchtern, seid wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann!“
Wir können also erkennen, dass hier alle möglichen physischen und geistigen Gefahren abgedeckt werden. Egal, ob diese so mächtig sind wie ein Löwe oder so listig wie eine Schlange. Und auch egal, ob die Gefahren von Jungem („Junglöwen“) oder von Altem („Drache“) kommen.
Wusstest du, dass..:
Psalm 91 auch ein messianischer Psalm ist? Das bedeutet, dass auf Jesus hingewiesen wird. Deutlich wird das vor allem in diesen drei Versen ( Ps. 91:11-13).
Mit den ersten beiden Versen wurde Jesus außerdem vom Teufel in der Wüste versucht, als er sagte:
„Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht etwa an einen Stein stößt«.“ Matthäus 4,6
Den letzten Teil „auf allen deinen Wegen“ sowie den darauffolgenden Satz hat der Teufel allerdings ausgelassen (nicht verwunderlich, denn er sagt aus, dass der Teufel irgendwann besiegt wird (Ro. 16:20, Gen. 3:15)).
Jesus antwortete daraufhin, dass auch geschrieben steht: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!“ (Matt. 4:6-7, Deut. 6:16).
Das Wort „versuchen“ (hebr.: נסה, gesprochen: nâsâh) kann man auch übersetzen mit „prüfen“ oder „auf die Probe stellen“.
Es geht also darum, dass wir auf Gott vertrauen, nach seinem Willen leben und somit auf seinen Wegen gehen.
Diese Stelle zeigt außerdem, wie wichtig ist es ist, Gottes Wort zu kennen. Wenn man Sätze aus dem Kontext reißt, oder nur Teile davon zur Argumentation nutzt, kann man mit der Bibel vieles falsch auslegen und/oder begründen. Um Gottes Willen aber zu verstehen und um erkennen zu können, was richtig und falsch ist, müssen wir sein Wort kennen. Wir dürfen nicht davon abhängig sein, was andere uns von der Bibel erzählen, sondern wir sollten Zeit mit Gott verbringen, selber in seinem Wort forschen und Jesus immer besser kennenlernen.
Mein Gott, der zu mir spricht
Als Abschluss des Psalmes bekommen wir nochmal eine direkte Bestätigung und Zusagen von Gott selber:
14 »Weil er sich an mich klammert, darum will ich ihn erretten [oder: schützen]; ich will ihn beschützen, weil er meinen Namen kennt.
15 Ruft er mich an, so will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn befreien und zu Ehren bringen.
16 Ich will ihn sättigen mit langem Leben und ihn schauen lassen mein Heil!«
Das Wort für klammern bedeutet auch „tiefe Sehnsucht nach Gott“ oder „Gott zu lieben“. Genau genommen steht hier das Wort châshaq (חשׁק). Das selbe Wort finden wir beispielsweise in Versen des ersten Mosebuches, wo es um die Liebe Gottes für sein Volk geht (Deut. 7:7, Deut. 10:15). Gleichzeitig kann es aber auch bedeuten, dass wir uns in unserer Schwachheit an ihn klammern.
Wenn wir diese Bedeutungen zusammen nehmen, dann können wir auch verstehen, was es bedeutet, seinen Namen zu kennen. Es geht hier nicht nur darum, ihn intellektuell zu kennen, sondern darum, dass wir uns in Liebe zu ihm neigen (Amos 3:2, Deut. 7:7-8, Ex. 19:4).
Und wenn wir das tun, dann können wir sicher sein, dass uns die acht Zusagen gelten, die in diesen letzten Versen stehen. Wenn wir ihn kennen und lieben, dann
- erhört er unsere Gebete
- tröstet er uns in der Not
- befreit er uns vor allen Gefahren
- schenkt er uns ewiges Leben.
Warum wir auch in schweren Zeiten auf Gott vertrauen können
Psalm 91 zeigt uns, dass Gott immer für uns da ist. Er tröstet uns, ist unsere Zuflucht und kann uns vor allen Gefahren schützen. Er weiß, wie es uns geht und möchte für uns da sein.
Dabei geht es nicht nur darum, unserem Leben mehr Jahre hinzuzufügen, so wie es zum Beispiel ein Arzt machen kann. Sondern darum, dass Gott unser Leben lebens- und lohnenswert macht.
Und selbst, wenn wir schwere Zeiten durchleben müssen oder es nicht so läuft, wie wir es uns wünschen würden, können wir sicher sein, dass wir in der Ewigkeit bei ihm sein werden. Dort wo es kein Leid mehr gibt.
Nun zu dir: Welche Erfahrungen hast du mit Psalm 91 gemacht? Und hast du Gott schon zu deiner Zuflucht gemacht? Wenn nein, warum nicht? Ich bin gespannt auf deine Antwort. 🙂
Quellen
1 C. H. Spurgeon (2018): Die Schatzkammer Davids. Bielefeld: CLV, S. 2860-2861.
2 C. H. Spurgeon (2018): Die Schatzkammer Davids. Bielefeld: CLV, S. 2860-2861.
3 Benedikt Peters (2017): Die Psalmen. 73-106. Bielefeld: CLV, S. 386 ff..
4 C. H. Spurgeon (2018): Die Schatzkammer Davids. Bielefeld: CLV, S. 2865 f..
5 C. H. Spurgeon (2018): Die Schatzkammer Davids. Bielefeld: CLV, S. S. 2869f..
6 C. H. Spurgeon (2018): Die Schatzkammer Davids. Bielefeld: CLV, S. S. 2871 ff..
7 bibelkommentare.de (o. J.): Otter – Bibel-Lexikon. URL: https://www.bibelkommentare.de/lexikon/2535/otter
Benedikt Peters (2017): Die Psalmen. 73-106. Bielefeld: CLV.
C. H. Spurgeon (2018): Die Schatzkammer Davids. Bielefeld: CLV.
Elberfelder Bibel (2006). Witten/Holzgerlingen: SCM R.Brockhaus.
Warren W. Wiersbe (2007): The Wiersbe Bible Commentary: Old Testament. Colorado Springs: David C. Cook.
Schreibe einen Kommentar