„Freut euch mit denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen!“ Römer 12,15
Aber wie weinen wir mit denen, die weinen? Wie können wir ihnen helfen, einen Teil ihrer Last zu tragen?
Hilfe in schwierigen Situationen ist nicht leicht. Leiden ist oft unangenehm und wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Vielleicht wissen wir nicht, was wir sagen oder tun sollen, oder wir fühlen uns unwohl damit, über den Schmerz und das Leid von Betroffenen zu sprechen. Hinzu kommt, dass wir zwar alle schwierige Zeiten in irgendeiner Form kennen, aber es Menschen gibt, die eine Last von Trauer und Schmerzen erleben, die eine durchschnittliche Person nicht wirklich verstehen kann. All das sollte uns allerdings nicht davon abhalten, für andere da zu sein und sie in ihrem Leid nicht alleine zu lassen. Deswegen möchte ich dir in diesem Blogartikel ein paar Ideen und Möglichkeiten an die Hand geben, wie christliches Verhalten im Alltag aussehen kann und wie wir Menschen in unserem Umfeld, Bekannte, Familienmitglieder oder Freunde in schweren Zeiten unterstützen und ihnen zur Seite stehen können.
Ich bete, dass dir dieser Artikel hilft und du für andere ein Segen sein kannst. Falls du noch mehr hilfreiche Tipps und Überlegungen hast, teile das gerne in den Kommentaren. So kannst du Menschen ermutigen und ihnen helfen, ein Licht für andere zu sein.
Was man nicht tun sollte, wenn man anderen helfen möchte
Bevor ich dir 11 Möglichkeiten aufzeige, wie wir als Christen anderen in schwierigen Situationen zur Seite stehen können, möchte ich kurz darauf eingehen, was wir in solchen Situationen nicht tun oder sagen sollten.
Werte das Leid einer Person nicht ab
- „Dir geht es schlecht? Mir geht es viel schlechter.“
- „Meine Kindheit war viel schlimmer, deswegen müsste ich mich jetzt mehr beklagen als du.“
- „Ich hab so viel mehr durchgestanden als du, sei froh.“
Sätze wie diese sind nicht nur sehr verletzend, sie ehren einander nicht, bewirken nichts und werten das Leid, das jemand empfindet, ab. Leid ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, wer das größte Leid empfindet und es liegt auch nicht an uns, zu entscheiden, wie jemand Leid erlebt. Eine Sache kann für jemanden nur ein kleiner oder mittelgroßer Schmerz sein und sich für eine andere Person unerträglich anfühlen. Wir sollten in diesen Momenten nicht werten, sondern füreinander da sein.
Wenn wir das Leid von Personen abwerten, kann das darüber hinaus weitere Probleme verursachen. Es kann dazu führen, dass die leidende Person sich zurückzieht und ihren Schmerz in ihrem Inneren versteckt, weil sie denkt, ihr Leid wäre es nicht wert, geäußert zu werden – nicht vor Menschen und nicht vor Gott. Vielleicht denkt diese Person dann auch, dass sie nicht um Gebete bitten darf, weil ihre Wunden nicht „schlimm genug“ sind und damit auch nicht zu Gott selber beten „darf“. Solche Vergleiche können nicht nur krank machen, sondern sie halten uns auch davon ab, mit Trauer, Schmerzen und Leid angemessen und gesund umzugehen.
- Vielleicht interessiert dich in diesem Zusammenhang der Blogartikel zu: Heilung für zerbrochene Herzen: 10 hilfreiche Tipps für dich
Lenke das Gespräch nicht immer wieder auf dich
Wenn man die eigene Perspektive und den eigenen Blick in eine Situation bringt, kann das fruchtvoll sein. Es kann Gespräche bereichern. Vor allem, wenn man Ähnliches erlebt hat und dann erzählt, was einem geholfen hat. Wichtig ist hier aber, das richtige Maß zu finden. Wenn man das Gespräch immer wieder zu sich lenkt und nur noch über sich redet, nimmt man der betroffenen Person die Gelegenheit, sich zu äußern. Außerdem kann man ihr damit das Gefühl geben: „Was du zu erzählen hast, interessiert mich nicht“ oder „Egal, was du zu sagen hast, ich kenne die Antwort auf deine Probleme schon.“ Das kann dazu führen, dass die Person sich entweder nicht mehr bei dir oder sogar allgemein nicht mehr öffnen möchte.
Manche Menschen reden allgemein wenig über ihre Probleme und wenn man ihnen dann sogar diese kleinen Gelegenheiten nimmt, kann es dazu führen, dass sie wieder versuchen, alles mit sich selber auszumachen. Außerdem sollte man daran denken, dass es in belastenden Situationen nicht um einen selbst, sondern um die betroffene Person geht. Es geht nicht darum, immer Lösungen anzubieten, sondern einfach da zu sein und zuzuhören.
Nutze das Leid einer Person nicht, um ihren Glauben zu bewerten
- „Werde stärker. Was für ein Christ bist du überhaupt?“
- „Wie lange willst du noch darüber trauern? Du solltest langsam nicht mehr darüber trauern.“
- „Warum bist du verletzt? Du vertraust Gott wohl nicht genug.“
- „Warum bist du verwirrt? Dein Glaube ist wohl nicht ernst genug.“
- „Warum bist du ängstlich? Du musst wohl sündigen.“
- „Wenn dein Glaube stark genug wäre, würdest du nicht leiden.“
All das sind Sätze, die wir niemals sagen sollten. Zum einen stimmen sie nicht und zum anderen zeigen sie, dass man die Person und ihr Leid überhaupt nicht ernst nimmt. Durch solche Sätze kann man den Menschen außerdem ein komplett falsches Bild von Gott vermitteln und ihren Glauben damit durch Lügen stark erschüttern. Wir sehen in der gesamten Bibel, dass Menschen immer wieder schwere Zeiten durchlebt haben und auch, wie Gott ihnen geholfen hat. Und auch Jesus hat uns darauf vorbereitet, dass es schwere Zeiten geben wird. Unser Glaube hat also nichts damit zu tun, ob wir solche Zeiten durchleben, sondern wie. Wenn wir Jesus an unserer Seite haben, fällt es uns einfacher, den Schmerz zu ertragen. Er kann uns Hoffnung geben und uns dadurch tragen. Mit ihm sind wir nicht alleine.
In schweren Zeiten füreinander da sein: Was brauchen leidende Menschen am meisten?
Menschen, die schwere Zeiten durchstehen, müssen wissen, dass sie nicht alleine sind. Und sie müssen wissen, dass dieser Schmerz nicht für immer bleiben wird. Auch, wenn es sich in diesem Moment nicht so anfühlt: Dieser Schmerz wird nachlassen und es werden bessere Zeiten kommen. Wir können ihnen erklären, dass wir für sie da sind (nur! wenn wir es auch wirklich so meinen) und dass auch Jesus sie durch diese schweren Zeiten trägt.
Wenn wir Menschen helfen wollen, sollten wir außerdem im Blick behalten, was leidende Menschen am meisten brauchen. Und die Antwort darauf ist: Hoffnung.
Wenn wir Menschen, die schwere Zeiten durchmachen helfen wollen, dann sollten wir im Blick behalten, was leidende Menschen am meisten brauchen. Die Antwort darauf ist: Hoffnung. Teile diesen Satz auf X (Twitter)In der Bibel finden wir diese Hoffnung und wir finden Trost in schweren Zeiten. Jesus hat uns zwar gesagt, dass schwere Zeiten zum Leben dazugehören werden (Johannes 16,33), aber er hat uns mit seinem Wort auch Hilfen an die Hand gegeben. So sehen wir beispielsweise in den Psalmen oder in den Klageliedern, dass es einen Platz für tiefe Trauer, Schmerzen und Leid gibt. Wir finden im Buch „Hiob“ ein ganzes Buch über einen Menschen, der schwere Zeiten durchlitt. Aber wir finden auch so viele Erinnerungen daran, dass Gott denen Nahe ist, die zerbrochenen Herzens sind (Psalm 34,19) und dass Jesus eines Tages wiederkommen wird. Und wir finden eine Erinnerung daran, dass es eine Zeit geben wird, in der unsere Tränen zur Freude werden, eine Zeit, in der wir die Ewigkeit bei Gott verbringen.
Hilfe in schwierigen Situationen: 11 Möglichkeiten, wie du Menschen zur Seite stehen kannst
Halte dein Leben mit Jesus auf Kurs
Christliches Verhalten im Alltag beginnt damit, dass wir unseren Fokus auf Jesus ausrichten. Damit wir anderen Menschen bestmöglich helfen können, sollten wir in einer Beziehung mit Gott leben. Das bedeutet nicht, dass wir perfekt sein müssen. Aber wenn wir uns selber in einer Zeit befinden, in der wir vielleicht versuchen, uns vor Gott zu verstecken, oder unser Leben sich mehr und mehr von Gott zu entfernen scheint, dann sollten wir versuchen, unser eigenes Leben wieder auf Kurs zu bringen.
Wir können anderen natürlich trotzdem zur Seite stehen, aber wenn wir vor Gott weglaufen und uns vor ihm verstecken, wird es schwierig, zu ihm zu kommen und seine Hilfe dabei anzunehmen. Schließlich sollten wir dazu in der Lage sein, uns auch selber auf Gott verlassen zu können, um andere, so gut es geht, stärken und ermutigen zu können.
Deswegen lass uns unsere Beziehung mit Gott stärken. Lass uns regelmäßig in der Bibel lesen, beten und versuchen, Gott zu suchen, bevor und während wir jemandem helfen.
Halte deine Augen offen
Manchmal sind wir so auf unser Leben und unseren Alltag fixiert, dass wir gar nicht wahrnehmen, wie es anderen geht. Deswegen sollten wir unsere Augen offen halten und uns umsehen: Gibt es vielleicht jemanden in meiner Umgebung, der Beistand braucht? Jemand, der Ermutigung gebrauchen könnte? Halte deine Augen offen und geh auf diese Menschen zu. Selbst, wenn du nur ein paar kurze ermutigende oder tröstende Worte mitgeben kannst, ist es vielleicht genau das, was diese Person braucht. Sei mutig und sei da.
Nutze deine Erfahrungen
Erinnere dich an eine Zeit in deinem Leben, in der durch eine schwierige Zeit gingst. Das kann z. B. Leid gewesen sein, ein Trauma, Schmerzen, Versuchungen. Wer stand dir in diesen Zeiten zur Seite? Wie haben diese Menschen dir geholfen? Oder was hättest du dir gewünscht, wie Menschen für dich hätten da sein können? Nimm dir ruhig ein paar Minuten, um darüber nachzudenken. Denn diese Überlegungen kannst du nutzen, um anderen zu helfen. Beziehe diese Überlegungen mit ein, wenn du darüber nachdenkst, wie du für andere in ihren schweren Zeiten da sein kannst.
Mitgefühl: Sei wie ein heilsamer Balsam
Ist dir mal aufgefallen, dass viele Leid für „ansteckend“ halten? Das ist auch ein Grund, warum wir versuchen, das Leid, das wir sehen, zu umgehen, nicht daran zu denken und es zu vermeiden. Leid ist unangenehm und oft schwer zu ertragen. Und dann fangen wir an, uns davon lösen zu wollen, es von uns zu schieben. Wir fangen an, Gründe zu suchen, warum Menschen Leid erleben.
Man fängt an, sich von leidenden Menschen zu distanzieren, weil man denkt, man könnte sonst auch leiden. Anstatt uns mit Mitgefühl auf jemanden zuzubewegen, fangen wir an zu urteilen. Wir sagen es oft nicht laut, aber dann kreisen Gedanken wie: „Sie verdient es irgendwie, weil …“ oder „Hätte sie dies und das nicht gemacht, wäre es nicht dazu gekommen“ oder „Gott will sie bestimmt bestrafen“. Dieses Denken spiegelt sich dann auch in unserem Verhalten gegenüber diesen Menschen wieder: Wir werden kälter und es fehlt an Mitgefühl. Dabei brauchen Menschen, die schwere Zeiten erleben, genau das. Denn viele von ihnen denken sich selber oft: „Was habe ich getan, Gott? Willst du mich bestrafen? Habe ich das verdient? Was hätte ich anders machen sollen?“
Wenn unser Denken also mit solchen verurteilenden Gedanken beladen ist, werden wir wie Hiobs Berater im Buch „Hiob“. Berater, die Salz in die Wunde streuen, anstatt ein heilsamer Balsam zu sein. Wenn wir also merken, dass wir so denken, dann lasst uns zu Gott beten, damit er uns dabei hilft, Mitgefühl und Barmherzigkeit zu zeigen und damit er uns hilft, uns von diesen verurteilenden Gedanken zu lösen.
Lasst uns versuchen, uns nicht auf diese verurteilenden Gedanken zu konzentrieren, sondern auf den Menschen, der vor uns steht. Ein Mensch, der von Gott geliebt wird und in diesem Moment Beistand und Mitgefühl benötigt. Lasst uns Ermutiger sein.
Beten
Beten ist eine kraftvolle Sache. Und sie ist eine tolle Möglichkeit, Menschen in schwierigen Situationen beizustehen. Du kannst für die Person bereits beten, während du ihr zuhörst. Du kannst für sie beten, nachdem du ihr zugehört hast. Du kannst mit ihr zusammen beten (wenn das für die Person okay ist). Du kannst laut für sie beten. Du kannst leise für sie beten. Du kannst während eures Gesprächs für die Person beten. Du kannst beten, wenn du wieder gehst. Du kannst einmal für die Person beten, oder immer wieder im Laufe der Zeit. Beten hilft und es ist eine wunderbare Art zu zeigen: „Du bist mir so wichtig, dass ich für dich beten möchte.“
Je nachdem, wie gut wir eine Person kennen, kann es sein, dass wir nicht mehr tun können, als zuzuhören und zu beten. Aber sei dir sicher, du hast deine Zeit damit nicht verschwendet und du hast etwas getan. Du lässt die Person nicht im Stich, wenn du „nur“ für sie betest. Schließlich sprichst du bei Gott vor, beim allmächtigen Herrscher des ganzen Universums, der verspricht, alle deine Gebete zu hören und zu beantworten. Wenn du aus welchen Gründen auch immer nicht mehr tun kannst, dann ist das Mindeste, was du tun kannst: Beten!
Einfach nur da sein
Manchmal fällt es uns schwer für jemanden da zu sein, weil wir denken, dass wir nicht auf alles eine Antwort haben. Wir wollen Menschen, die schwere Zeiten durchleben, ermutigen, ihnen Bibelverse und Weisheit geben. Und dafür gibt es auch eine Zeit und einen Ort. Aber die wichtigste Form von Hilfe entwickelt sich aus den Fragen: Wie können wir jemandem dienen? Wie können wir Gottes Liebe durch das Mitgefühl, durch die Fürsorge und durch die Gegenwart offenbaren, indem wir einfach nur für jemanden da sind?
Die Vorstellung, da zu sein, also bei der Person zu sitzen und anwesend zu sein, ist für manche deswegen so schwierig, weil sie Sorgen haben. Was ist, wenn die Person fragt: „Wo ist Gott in meinem Schmerz?“ Was ist, wenn die Person zusammenbricht und weint und wir nicht die passenden Worte parat haben, um sie zu trösten. Diese Unsicherheit kann Angst machen und uns davon abhalten, zu der Person zu gehen. Wir haben Angst, dass wir nicht das Richtige sagen oder tun. In der Realität ist es aber so, dass es etwas gibt, was wichtiger ist als all die perfekten Worte. Nämlich, dass die leidende Person nicht alleine ist. Dass jemand bei ihr ist, der sie umarmt und sie festhält. Und dass jemand da ist und auch mal einfach gar nichts sagt. Den größten Trost schenken wir, indem wir da sind. Worte sind nicht immer nötig.
Schweigen ist manchmal die am besten geeignete Antwort auf das Leiden eines Menschen. Unmittelbar nachdem ein Freund einen geliebten Menschen verliert oder eine traumatische Erfahrung macht, können Worte erstickend oder sogar verletzend sein. Dasselbe gilt, wenn ein geliebter Mensch anfängt zu weinen, während er seinen Schmerz teilt. In Momenten wie diesen ist der beste Weg, Liebe und Unterstützung zu zeigen, nonverbal. Umarme die Person. Weine mit ihr. Halte ihre Hand. Gerade in solchen Momenten und wenn das Leid am größten ist, ist die beste Hilfe, die wir oft geben können: einfach da zu sein (siehe Hiob 2,12-13).
Zuhören
Wenn wir über unsere Geschichte reden, dann verarbeiten wir diese auch. Wenn wir laut aussprechen, was passiert ist und es nicht in uns verstecken, oder auch wenn wir darüber singen, dann beginnen wir zu heilen. Das könnte auch einer der Gründe sein, warum Israel im Alten Testament immer wieder über seine Geschichte spricht – über das Gute und das Schlechte.
Gehört und getröstet zu werden hat etwas Heilsames. In manchen Situationen auf die Weisheit von anderen zurückgreifen zu können, kann uns helfen, Lasten einfacher zu durchleben. Und auch, wenn es Momente geben kann, in denen professionelle Hilfe gesucht werden sollte, sollten wir nicht vergessen, dass wir als Christen anderen zur Seite stehen können. So viele Menschen laufen mit offenen Wunden herum und viele denken, die einzige Möglichkeit, diese zu heilen, wäre, diese zu therapieren. Aber heilen kann nur Jesus.
Dr. Juli Slattery, eine christliche klinische Psychologin, erklärte das in einem Interview mit ReviveOurHearts so:
Gott hat uns einander gegeben. Und wir können einander helfen, indem wir leidenden Menschen den Raum geben, von ihren Geschehnissen zu erzählen und dabei einfach nur zuzuhören. Einfach nur da sein und zuzuhören. Bitte den Heiligen Geist, dass er dich in dieser Situation führt und leitet und dir hilft, Worte der Gnade und Liebe zu sprechen.
Tipp: Wenn jemand seinen Schmerz mit dir teilt, versuche mal ein paar Sekunden nichts zu sagen, wenn du eigentlich an der Reihe wärst zu sprechen. Diese absichtliche Pause kann der Person eine Chance geben, durchzuatmen und alles andere zu teilen, was ihr noch auf dem Herzen liegt. Außerdem zeigst du ihr damit, dass du für sie da bist, um zuzuhören und zu verstehen und nicht um sie zu reparieren oder deine Gedanken zu teilen.
Praktische Hilfe
In schwierigen Zeiten (manchmal aber auch so) kann man sich mit dem Alltag überfordert fühlen. Wenn die Gedanken kreisen, die Seele weint, die Trauer uns niederdrückt, die Sorgen uns einengen, dann ist der Alltag oft schwer zu bewältigen. Deswegen ist eine tolle Möglichkeit, zu helfen, indem man praktisch anpackt. Das kann damit beginnen, dass du sagst: „Hey, ich komme rüber. Während ich da bin, werde ich Staubsaugen und die Wäsche waschen. Und dann setzen wir uns zusammen hin und trinken eine Tasse Tee.“
Je nach Situation und Person, ist es manchmal ratsam, Hilfe zu geben, ohne erst eine Wahl zu lassen. Das bedeutet nicht, dass man die Wünsche des Anderen nicht beachten soll. Aber manchmal ist es so, dass man fragt: „Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen? Kann ich dir was zu Essen bringen? Kann ich…“ und die Person wird antworten: „Alles okay, ich brauche keine Hilfe. Du musst dir nicht extra die Mühe machen“.
Hilfe anzunehmen kann sehr schwer sein. Man möchte andere nicht belasten und vielleicht schämt man sich, weil aufgrund der Situation schon viel liegen geblieben ist, oder man fühlt sich zu kraftlos, um zu reden. Ich kenne das selbst, dass mir Hilfe angeboten wurde und man diese Hilfe ausschlägt, obwohl man sie eigentlich dringend bräuchte. Es kam auch vor, dass jemand kam, obwohl ich es nicht wollte und ich mich auch gar nicht danach gefühlt habe, aber: Danach ging es mir besser. Entweder, weil die Zeit zusammen dann doch schön und eine Ablenkung war und/oder, weil mir z. B. geholfen wurde, aufzuräumen, als ich es nicht konnte.
Manchmal kann etwas Durchsetzungsvermögen also wirklich hilfreich sein. Überlege dir, welche praktische Hilfe diese Person wirklich gebrauchen könnte und mach es dann auch, anstatt einfach nur darüber nachzudenken und dich schnell abwimmeln zu lassen. Und lass dich auch nicht davon abhalten, indem du denkst: „Das ist die Aufgabe von jemand anderem“, „Jemand anderes könnte das besser machen“, „Jemand anderes ist besser ausgestattet, das zu tun“. Wir sollten nicht darauf hoffen, dass jemand anderes es tun wird, sondern versuchen, selber ein Licht für jemanden zu sein. Wenn wir die Möglichkeit haben, lass es uns tun und nicht darauf warten, dass es jemand anderes macht.
Ich verstehe, dass das auch Überwindung kosten kann, denn einfach nur da zu sein, oder mit jemandem zu reden, kostet uns nicht so viel. Aber mit anzupacken, zum Arzt zu fahren, auf die Kinder aufzupassen, Wäsche zu machen, zu kochen – all das erfordert unsere Zeit und unsere Ressourcen. Aber genau das ist manchmal so dringend nötig, deswegen scheue dich nicht, dieses Geschenk der praktischen Hilfe anzubieten. Schicke die Person nicht einfach weg, indem du sagst: „Ich bete für dich“. Natürlich sind Gebete wichtig und man sollte das Gebet auch nicht vernachlässigen. Aber praktische Hilfe ist auch eine Art Liebe zu zeigen. Sie ist eine Art, die gute Botschaft zu leben und einer Person in schwierigen Situationen das Mitgefühl und die Liebe Jesu zu zeigen.
Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer. Jakobus 1,22
Biblische Hoffnung
Wenn die Welt um einen herum dunkel erscheint, ergeben sich manchmal viele Fragen. Scheue dich nicht davor, diese Fragen mit der Person gemeinsam zu besprechen. Es geht nicht darum, auf alles Antworten zu finden. Aber selbst das gemeinsame Nachdenken über etwas, hilft dabei, sich gesehen zu fühlen und auch neue Perspektiven und Blickwinkel zu entdecken. Jedes Thema kann dabei zu einem Gespräch führen. Schaut euch an, was dazu in der Bibel steht. Unsere Aufgabe ist es Hoffnung aus der Schrift zu geben und genau das tust du damit. Sätze wie „Alles wird gut“ sind keine biblische Hoffnung. Natürlich kann dieser Satz wahr sein (und hoffentlich ist es auch so!), aber es könnte auch sein, dass es nicht so ist. Die Wahrheit ist, es könnte auch sein, dass Dinge nicht okay ausgehen könnten. Deswegen ist es wichtig, echte biblische Hoffnung zu geben – Hoffnung aus Gottes Wort. Welche Hoffnung du auch immer anbietest, lass dich dabei von der Bibel leiten. Das bedeutet nicht, dass du für alles, was du sagst, einen Bibelvers oder ein Kapitel benennen musst. Manchmal kann man biblische und evangeliumsgetriebene Hoffnung auch geben, ohne die Bibel konkret zu erwähnen.
Ideen könnten sein:
- Gottes Verheißungen ansprechen / zeigen
- Ermutigende Worte: „Gott ist da, du bist nicht alleine. Er ist bei dir. Versuch einfach einen Schritt nach dem Nächsten zu gehen.“
- Bete mit ihnen / für sie
- Sag ihnen, dass es okay ist, wenn sie mehr Zeit benötigen. Heilung braucht Zeit und ist ein Prozess.
Wenn es Menschen in schwierigen Situationen schwerfällt, auf Jesus zuzugehen, können wir sie darin ermutigen, ohne ihren Schmerz zu minimieren. Wir können ihnen zusprechen, dass Heilung Zeit braucht und ein Prozess ist. Nur wenige erfahren völlige Freiheit, in dem Moment, in dem sie zu Jesus finden. Für die meisten ist es ein Prozess. Ein Prozess, in dem Gott barmherzig und gnädig mit uns ist. Und deswegen sollten auch wir barmherzig und gnädig sein.
Auf Gottes Charakter hinweisen
In schweren Zeiten kann es vorkommen, dass man sich Gott nicht mehr so nahe fühlt oder seinen Charakter anzweifelt. In solchen Momenten kannst du dabei helfen, indem du auf Gottes Charakter hinweist. Gott tröstet, er ist treu, er ist geduldig, er ist mitfühlend, er ist so viel mehr. Schau dir doch gerne mal die Bibelstellen an, in denen diese Charaktereigenschaften deutlich werden.
Du kannst darüber hinaus dabei helfen, diese Eigenschaften im Leben der Person zu finden – vor den schwierigen Ereignissen, aber auch währenddessen. Auch wenn die Zeiten schwierig sind und die Umstände dunkel – Gott hat alles unter Kontrolle. Zeige der Person doch, dass Gott alles zusammenhält und sie niemals fallen lassen wird.
- Wenn du mehr über Gottes Charakter erfahren möchtest, schau gerne hier rein: „Wie ist Gott? Teil 2: Gottes Charakter verstehen“.
Ermutige die Person dazu, Hilfe von außen anzunehmen
Eine Möglichkeit, Hilfe von außen zu holen, ist es, jemanden zu finden, der Ähnliches durchmacht. Manchmal wissen wir einfach nicht, was wir sagen sollen, weil wir die Situation nicht kennen und uns einfach nicht einfühlen können. Dann könnte es ratsam sein, einen Mentor oder Berater zu finden, der über Fachwissen verfügt. Oder einen Mitchristen, der das durchgemacht hat, was die Person gerade durchmacht. Hilf ihr also, diese Person zu finden, die damit eine Quelle des Trostes werden kann. Eine Person, die Gott mit Weisheit ausgestattet hat, um diese Herausforderung zu meistern. Manchmal braucht es einfach Menschen, die die Situation kennen, um sich wirklich „gesehen und verstanden“ zu fühlen.
Wenn das, was die Person erlebt, zu viel für dich ist und über das hinausgeht, wofür du dich ausgerüstet fühlst, dann ermutige die Person ruhig auch dazu, Hilfe von einem Pastor oder Seelsorger in Anspruch zu nehmen (auch du selber kannst das machen, schließlich ist es nicht immer einfach, die Sorgen von anderen mitzutragen). Biete der Person z. B. auch an, dass du sie dorthin begleitest. Wenn sie das alles nicht möchte und du denkst, dass es aber notwendig wäre, mehr Hilfe zu erhalten, dann bitte um Erlaubnis, ihre Geschichte, bzw. Erlebnisse (oder Teile davon) mit einem Pastor zu teilen, um seine Perspektive darauf zu erhalten. Diese kannst du dann wiederum mit der Person, die sich in schwierigen Umständen befindet, teilen. Habt keine Angst davor, euch in schweren Zeiten auf eure Mitchristen zu stützen.
Falls es um Suizid geht, solltest du übrigens unbedingt Hilfe von außen in Anspruch nehmen.
Falls du oder jemand, den du kennst, daran denkst, sich das Leben zu nehmen
Akute Gedanken? Bitte suche jetzt Hilfe! Rufe die Telefonseelsorge an, den Rettungsdienst (112), gehe in ein Krankenhaus, rufe jemanden an, den du kennst, informiere jemanden in deinem Zuhause/Haus/Arbeit oder wo auch immer du gerade bist. Bitte suche Hilfe!
Telefonseelsorge (24 Stunden erreichbar, jeden Tag):
Per Telefon: 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222 oder 116 123
per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de
Die Telefonseelsorge bietet Betroffenen Hilfe. Du kannst dich an sie wenden, wenn du selbst Hilfe brauchst, oder Hilfe für Freunde, Familienmitglieder und/oder Bekannte suchst. Falls du wegen jemandem besorgt bist, ermutige die Person ruhig auch dazu, die Telefonseelsorge anzurufen. Weitere Hilfenummern findest du hier.
Was, wenn Leid länger andauert
Auch wenn wir es uns anders wünschen würden, kann Leid manchmal länger dauern. Nicht „nur“ Wochen oder Monate, sondern Jahre oder sogar Jahrzehnte. So ein Leid ist eine andere Art von Schmerz, als ihn viele kennen. Nicht jeder kann das nachempfinden. In solchen Zeiten kann es passieren, dass Personen, die diese Zeit durchmachen, sich Vorwürfe machen und denken: „Ich sollte schon längst darüber hinweg sein“, „Andere sind bestimmt schon genervt von meinen Problemen“ oder „Ich bin nur eine Last für andere, also halte ich sie da raus“.
Wichtig ist in solchen Zeiten, dass man diese Personen dazu ermutigt, um Hilfe zu bitten und ihnen erklärt, dass sie sich nicht rechtfertigen oder schämen müssen. Man sollte sie auch dazu ermutigen, konkret zu sagen, welche Hilfe sie genau brauchen. Wenn die Person das vielleicht selber gar nicht wirklich weiß, dann überlegt doch zusammen, was helfen könnte:
- „Würde es dir helfen, wenn ich einfach nur bei dir bin?“
- „Würde es dir helfen, wenn ich dir deinen Lieblingskuchen vorbeibringe?“
- „Würde es dir helfen, wenn ich für einen Tag auf die Kinder aufpassen?“
- „Würde es dir helfen, wenn ich mit dir an den See fahren?“
- „Wie kann ich dir helfen, damit du etwas Zeit hast, um einfach mal im Gespräch mit Gott zu sein?“
Wenn du proaktiver fragen möchtest, kannst du auch Fragen stellen wie:
- „Welcher Abend passt dir am besten?“
- „Welche Essen magst du am liebsten?“
Vielleicht hat die Person auch Familienmitglieder, die Besuch brauchen. Biete doch an, diese Familienmitglieder zu besuchen, damit die Person einen Tag ausruhen kann.
Du kannst der Person auch zwischendurch immer mal wieder zeigen, dass du an sie denkst. Schicke ihr z. B. eine Nachricht, in der du ihr mitteilst, dass du heute an sie gedacht hast und für sie gebetet hast. Solche „Kleinigkeiten“ können für Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden, soo wichtig sein. Und zu wissen, dass jemand an einen denkt, kann eine heilsame Wirkung haben. Und wer weiß, ob genau diese „Kleinigkeit“ eine Antwort auf ein Gebet dieser Person war.
Wie können wir darauf reagieren, wenn Leid dazu führt, dass sich ein Mensch von Gott abwendet?
Es gibt etwas, das man kognitive Dissonanz nennt. Es entsteht, wenn z. B. zwei Einstellungen, Absichten oder Meinungen im Widerspruch stehen. Aber auch, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Diese sogenannten Dissonanzen führen zu unangenehmen Gefühlen und können teilweise schwer zu ertragen sein. Wenn wir etwas erleben, das unser Grundverständnis davon, wie Gott und die Welt funktionieren, in Frage stellt, dann können wir so eine kognitive Dissonanz erleben. Und ich denke, wir alle kennen diese Gefühle. Wir wissen, dass Gott gut ist, haben aber gleichzeitig eine eigene Vorstellung davon, was das in unserem Leben bedeutet. Wir stellen uns vor, wie das in unserem Leben aussieht und das wird zu unserer Grundlage, Gott zu folgen. Und dann passiert etwas, das unser Leben erschüttert. Dann fragen wir uns vielleicht: „Gott, wenn du gut bist, warum habe ich das erlebt? Warum muss ich das ertragen? Ich habe alles getan, was du von mir wolltest. Wie konnte das also geschehen? Warum hast du das zugelassen?“ Das kann dazu führen, dass wir versuchen uns einen Gott vorzustellen, der schreckliche Dinge in unserem Leben zulässt.
Wir verstehen die Gründe nicht, wir verstehen die Welt nicht mehr und wir verstehen Gott nicht mehr. Genau das finden wir übrigens auch im Buch „Hiob“. Vielleicht kommen dann, wie im Buch „Hiob“, noch Menschen, die stattdessen versuchen, uns die Schuld zu geben, weil sie über solche Fragen nicht nachdenken wollen. Menschen suchen oft nach Gründen und wenn sie keine finden, suchen sie oft so lange bis sie einen „Schuldigen“ gefunden haben.
Ich denke, im Himmel werden wir Antworten darauf haben und vieles besser verstehen, aber in diesem Leben gibt es auf manche Fragen einfach noch keine Antwort. Und deswegen ist es manchmal auch besser, nicht alle Fragen zu beantworten. Es gibt manchmal einfach keine Antwort und dann versuchen, „Antworten“ anzubieten, kann alles noch viel schlimmer machen. Wen wir aber fragen können, ist Gott. All diese schwierigen Fragen können wir an Gott richten. Gott kann uns antworten. Vielleicht nicht so, wie wir denken, aber er kann uns eine Antwort schenken und uns begegnen.
Wenn jemand also vor solchen Herausforderungen steht, ermutige sie, Gott zu fragen. Ermutige sie, vor Gott zu klagen. Ermutige sie, Gott nicht aufzugeben. Rede ihren Schmerz nicht runter, bleibe bei ihr.
In solchen Zeiten ist es wichtig, sensibel zu bleiben. Wir sollten eine Quelle der Ermutigung sein und auf Gott hinweisen. Aber wir sollten auch bedenken, dass Gott will, dass wir ihn persönlich kennenlernen. Und manchmal passiert das im Leid.
Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Hiob 42,5
Gib diese Person nicht auf, nur weil sie mit Gott hadert. Halte die Beziehung zu ihr aufrecht. Zeige ihr stattdessen, was Liebe bedeutet. Du zeigst ihr damit, dass du sie nicht nur deswegen liebst, weil sie an Jesus glaubt oder weil sie in die Kirche geht, sondern weil du sie als Person liebst und magst. Vor allem solltest du ihr nicht das Gefühl geben, dass sie nur ein Projekt ist. Wir können anderen die Liebe von Jesus mit unserem Verhalten zeigen. Und indem wir gut mit ihnen umgehen, können sie diese Liebe und Fürsorge erfahren.
Vielleicht gibt es jemanden, für den genau du die richtige Person bist.
Eine Person, der du zur Seite stehen kannst.
Eine Person, die du ermutigen kannst.
Halte die Augen offen und sei das Licht, das du dir wünscht.
Welche Tipps hast du noch? Wie kann man Menschen in schweren Zeiten zur Seite stehen? Was hat dir geholfen? Was hättest du dir gewünscht? Erzähl uns doch in den Kommentaren davon und ermutige damit auch andere. Gott segne dich.
Quellen und Inspiration
1 Revive Our Hearts: How to Bear Each Other’s Burdens
Fully Known, Fully Loved: To Fix or Not to Fix? When to Give Advice and When to Listen
Revive Our Hearts: Helping an Unbelieving Friend Who’s in the Valley of Suffering
Revive Our Hearts: Helping Hurting Women Heal
Revive Our Hearts: How to Bear Each Other’s Burdens
Revive Our Hearts: Helping Friends Who Have Crippling Anxiety
The Gospel Coalition: 7 Things to Say to a Hurting Loved One
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